Bei der Töpferin
Diarra
Eine gekürzte Geschichte aus meinem kommenden Buch "Trommeln der Nacht"
Im Nachbarsdorf lebte eine Töpferin, die ich unbedingt kennenlernen wollte. Ich war neugierig zu erfahren wie sie arbeitete. Aus diesem Grund machte ich mich eines Tages auf den Weg zu ihr, mit der Absicht meine Töpferkenntnisse aufzufrischen und zu vertiefen. Schnell fand ich heraus wo sie wohnte und obwohl ich der Wegbeschreibung folgte, hatte ich Mühe ihr Anwesen zu finden. Es lag einige Kilometer ausserhalb des Dorfes, eingebettet zwischen Bananenstauden, Mangobäumen, Zitronen-, Orangen - und Mandarinenplantagen. Es war heiss und der Weg sandig und staubig. Ziemlich verschwitzt und desorientiert stand ich irgendwann an dieser Abzweigung und wusste nicht mehr weiter. Sollte ich vielleicht lieber wieder zurück? Obwohl ich überhaupt keine Ahnung hatte ob ich den Weg nach Hause je wieder finden würde. Ich hatte mich hoffnungslos verlaufen.
Ich lehnte mein Fahrrad an einen Termitenhügel und holte die Wasserflasche, welche ich wohlweislich eingepackt hatte aus meiner Tasche. Durstig trank ich den warmgewordenen Inhalt. Und jetzt? Irgendwie sah alles um mich herum gleich aus. Ich wusste das ich an einer Kreuzung abbiegen musste, doch diese hier war schon die Zweite. Ob ich an der Ersten falsch abgebogen war? Eigentlich nicht, ich folgte genau den Anweisungen. Hmmm. Von weitem sah ich ein Mädchen in Schuluniform. Erleichtert winkte ich ihr zu und rief: "Kay fi", was soviel hiess wie komm her.
Sie marschierte auf mich zu und ich fragte sie nach dem Weg zu Diarra.
"C`est ma mère", lächelte sie mich an.
Das Mädchen war auf dem Weg zur Schule, dennoch begleitete sie mich bis zu ihrem Wohnort. Es war Gott sei Dank nicht mehr sehr weit, trotzdem traf ich schweisstriefend bei Diarra ein. Als Dank für ihre Hilfe schenkte ich dem Mädchen einen Bleistift und eine Gummi. Sie freute sich und eilte damit beglückt in die Schule.
Diarra war schon bei der Arbeit. Sie freute sich mich kennenzulernen. Ihr Wirkungsbereich war ein charmantes, mittelgrosses mit Bambusmatten eingezäuntes Openair-Atelier, welches von einem riesigen Cashewbaum überdeckt wurde und wohltuenden Schatten spendete. Sie bat mich darin Platz zu nehmen und schickte eines der Kinder, die um sie herumsassen mir frisches Wasser zu holen. Im Hof und im Atelier gackerte eine Schar Hühner und einige Truthähne umher, die im sandigen Boden nach Nahrung suchten.
Ein kleiner Junge kam zurück mit einem Tonbecher kühlem Wasser, das ich in einem Zug leer trank.
"Encore?", fragte er. Ich verneinte, gab ihm jedoch die meine Trinkflasche mit dem warmen Wasser drin und bat ihn mir diese frisch aufzufüllen. Mit der Flasche in der Hand sprang er wieder davon.
Diarra fragte mich in einem guten Französisch: "Weisst du wie es geht?"
Mais biensur." Ich erzählte ihr, dass ich in der Schweiz viel töpfere und auch schon Ausstellungen damit hatte.
"Ah bon, ce très bien", lachte sie und drückte mir gleich einen Klumpen Lehm in die Hände.
Ich lernte viel von ihr. Während ich mich abmühte mit einer für mich total neuen Töpfertechnik, verwandelten ihre geschickten Hände den Ton in Leichtigkeit zu Schüsseln, Töpfen, Krügen, Teller, Duftlampen und Figuren jeglicher Art. Es faszinierte mich ihr zuzusehen.
Jeden Tag kam etwas Neues auf mich zu. Sie war nicht nur eine grossartige Töpferin, sondern gleichzeitig auch eine sehr weise Medizinfrau. So erfuhr ich während wir töpferten viel über Wurzeln, Blätter, Bäume und deren Früchte, Rinden, Harze und dessen Zubereitung. Bei welchen Krankheiten und Beschwerden was genommen werden konnte. Ich lernte einige Schönheitsrituale auf welche die Senegalesinnen grossen Wert legen ;-), viel über Räucherungen und noch vieles mehr. Sie hatte ein immenses Wissen. Am liebsten wäre ich täglich bei ihr gewesen. Doch der Weg war weit hin und zurück und zuhause gab es auch immer noch etwas zu tun. So entschied ich mich zwei, dreimal die Woche bei ihr zu sein ...
Ich hoffe die Geschichte hat dir gefallen :-) Es gibt noch mehr davon und bald kommt das Buch, wo alles viel ausführlicher beschreiben ist.
Und nun, geniess die Adventszeit und lass es dir gut gehen!
Mein Weihnachtsritual: Täglich mindestens eine (oder mehrere) Kerzen anzünden, feine Düfte im Haus verbreiten, regt die Sinne an (ich nehme feines Tschurai dafür), gönne dir hin und wieder eine wohltuende Massage oder ein Bad und geh auch mal hinaus in die kraftvolle Natur!
Wenn du mehr über die Düfte wissen möchtest, Fragen zu Senegal hast oder mein Buch bestellen willst, kontaktiere mich gerne über das Kontaktformular
Hab eine zaubervolle Zeit
von Herzen Monika