Trommeln der Nacht

19. 5. 2022

Eine Geschichte aus meinem kommenden Buch "Trommeln der Nacht"

         

Ausgeknockt

Gegen Abend machten sich Schmerzen bemerkbar. Wenn hier nichts pünktlich ist, diese Schmerzen waren es. Gegen siebzehn Uhr trafen sie mich mit voller Wucht. Wie Pfeile attackierten sie meinen ganzen Körper, begleitet von heftigem Schüttelfrost. Obwohl es heiss war, fror ich.

Ich sass gerade an der Buchhaltung, um ausstehende Zahlungen einzutragen. Es fiel mir schwer mich zu konzentrieren. Ich fühlte mich benommen und alles drehte sich. Ich sollte mich hinlegen. Ich erhob mich um in mein Zimmer zu gehen, torkelte mehr, als ich ging und fiel mitsamt den Kleidern aufs Bett. Kraftlos kroch ich den Schlafsack. Trotz der Kleidung und dem Schlafsack fror ich. Ich wünschte mir eine Wärmeflasche, doch wo sollte ich die in Afrika hernehmen? Schwerfällig stand ich auf, um mich wärmer anzuziehen, was jedoch nichts an meinem Zustand änderte, und ich schlotterte auch mit Pullover und Jacke weiter. Alles fühlte sich kalt an. Irgendwann verlor ich das Zeitgefühl.

Es klopfte an die Tür. Ich war unfähig, den Besucher hereinzubitten, zu schwach um zu reden. Es klopfte ein weiteres Mal, und als ich nicht antwortete, ging die Tür auf und Fatou, unsere Köchin trat ein.

"Komm das Essen ist bereit."
Ich hatte keinen Hunger und aufstehen konnte ich auch nicht.
"Ich bleibe hier", murmelte ich. "Ich bin müde und will schlafen."
"Nein, du musst aufstehen und etwas essen." Ihre Stimme klang bestimmt.
"Ich fühle mich nicht gut"
"Lan la?", war ihre Frage auf Wolof.
"Nichts ist los, ich bin einfach müde."
Ein wenig ratlos stand sie da, als ich mich nicht erhob.
"Monika was ist los?", fragte sie erneut, und ich hörte Besorgnis. Das wollte ich aber nicht und entgegnete: "Dara." Nichts. 
"Ich will jetzt schlafen." Ich bat sie mir eine Decke zu bringen.
Sie nickte und sagte dann: "Ich hole dir etwas zu essen."
"Wasser, nur etwas zu trinken." Mehr wollte ich wirklich nicht. Sie ging und kam bald darauf mit einer Flasche Wasser und einem Teller voll mit Reis und Fisch zurück. Ich bedankte mich. Leider wurde mir beim Anblick des Essens schlecht.
"Nimm es wieder mit", bat ich sie.
"Nein, du musst essen." Sie stellte den Teller auf den Tisch und verliess den Raum mit den Worten: "Später, du kannst es später essen, ich hole dir jetzt noch eine Decke.

Nachdem sie weg war, erhob ich meinen schmerzenden Körper aus dem Bett, nahm den Teller und schleppte mich nach draussen, stellte ihn vor die Tür und kroch sofort zurück ins Bett. Ich ertrug den Geruch nicht.

Natürlich sah Fatou den Teller vor der Tür, als sie mit der Decke zurückkam und hielt mir eine Standpauke darüber, wie wichtig es sei, zu essen. Ich hörte ihr gar nicht zu, sondern schickte sie raus. Ich brauchte keine Moralpredigt, lieber etwas gegen die Schmerzen.

Vorankündigung:

Am Samstag den 24. September lese ich aus meinen Büchern "Hinter den Kulissen tanzen die Geister" und "Trommeln der Nacht" in Zürich PBZ Hardau 

Habe einen schönen Tag und geniesse die wärmenden Sommertage

Herzlichst

Monika