Die etwas andere Weihnachtsgeschichte
Abflug nach Dakar
Sanft rieselte der erste Schnee auf die grauen, asphaltierten Straßen, bedeckte Wiesen und Dächer mit einer zarten Schicht Weiß. Es war kurz vor Weihnachten, und ich freute mich so sehr, wieder nach Senegal und in die Wärme zu reisen. Endlich. Ich sehnte mich ans Meer. Konnte es kaum erwarten, die Trommeln zu hören, in lachende Gesichter zu blicken und in die feurigen Tänze und Gesänge einzutauchen. Den rauchigen Duft der Lagerfeuer zu riechen und über den roten, erdigen Sand zu laufen. Einfach den ganzen Stress hinter mir zu lassen.
Mein Flug nach Dakar wurde aufgerufen und ich jäh aus meinen kreisenden Gedanken gerissen. Etwas Neues tat sich auf, das spürte ich. Kribbelig und voller Erwartung, dass es nun losging, erhob ich mich von meinem Stuhl, ergriff meinen Rucksack und schritt voller Tatendrang über die Gangway ins Flugzeug. Ein spannender Tanzworkshop mit zehn wundervollen Frauen erwartete mich in Senegal, den ich eigenhändig organisiert hatte. Ich war stolz auf mich.
Ankunft
Die untergehende Sonne färbte den Abendhimmel goldrot und ein kühler Luftzug strich durch mein offenes Haar. Sofort spürte ich den magischen Zauber Afrikas, den ich so vermisst hatte. Ein wohliger Schauer der Freude durchlief mich.
Ich reichte Boubacar das ausgehandelte Geld und sagte ihm, dass ich ab hier gut allein weiterkäme, denn ich würde abgeholt werden. Damit gab er sich jedoch nicht zufrieden. Hier wimmelte es von Menschen, die alle jemanden abholen wollten. Deshalb erklärte er mir aufgeregt, dass er erst ginge, wenn ich sicher in einem Taxi saß.
Ich schaute mich suchend in der Menge um. Ich wusste, dass Malang, Malicks Cousin, kommen sollte. In diesem Gewühl dauerte es eine Weile, bis ich ihn sah. Er erkannte mich gleich. Eilig schritt er auf mich zu und begrüßte mich freudig. Er entschuldigte sich, dass der Verkehr ihn aufgehalten hatte. Ich stellte ihm Boubacar vor und sagte zu Malang, dass ich in guten und sicheren Händen gewesen war. Die beiden Männer schnappten sich mein Gepäck und brachten es zum Auto, welches ein wenig abseitsstand. Als alles im Kofferraum verstaut war, verabschiedete sich Boubacar und verschwand in der Menschenmenge des Flughafengeländes.
Malang und ich fuhren los, Richtung Innenstadt. Inzwischen war es dunkel geworden. Auf den Straßen Dakars ging es ziemlich lebhaft zu. Bunte Weihnachtsmänner, Plastiktannenbäume und kitschig geschmückte Palmen blinkten mir an den Straßenrändern entgegen. Ich musste laut lachen. Es sah so absurd aus, diese verrückte Weihnachtsdeko mitten in einem muslimischen Land, vor allem bei dieser Hitze!
Während der ganzen Fahrt plauderten Malang und ich angeregt über den baldigen Workshop, und er wollte natürlich wissen, wie viele Frauen kommen würden und ob sie auch so nett und hübsch seien wie ich.
„Ja, sicher sind sie nett, noch netter und schöner als ich“, erklärte ich ihm schmunzelnd.
Er strahlte und meinte enthusiastisch: „Ich freue mich, dass du hier bist, du hast mir gefehlt.“
Es kam mir vor, als sei ich nie weg gewesen, und wir redeten und redeten. Malang wollte alles wissen, was ich in der Schweiz gemacht hatte, wie es Malick ging und, und, und …
„Wir sind da“, unterbrach er plötzlich seinen eigenen Redeschwall, als er in ein Quartier einbog.
Eine Straßenlampe erleuchtete die Umgebung, und Weihnachtsdeko fehlte auch hier nicht. Am Eck weiter vorne brannte Licht, und Musik schallte aus dem Inneren des Gebäudes.
Ein paar Männer saßen auf Plastikstühlen auf der Veranda und kochten Ataya. Mein Herz hüpfte. Ich war wieder da! Zwei Hunde lagen auf dem noch warmen Sand mitten auf der Straße. Sie trotteten schläfrig davon, als sie von unserem Auto fast überfahren wurden.
„Voila, on est arrive“, erklärte Malang frohgemut, während er das Auto so nahe vor einem schönen weißen Haus parkte, dass ich fast nicht mehr aussteigen konnte. Wow, ich staunte. Was ich von außen sah, beeindruckte mich. Ein ansehnliches Gebäude inmitten dieser sandigen Gegend. Pink-, orange-, und weißfarbige Bougainvilleas zierten die Hauswand. Vom Dach hingen einige Kabel herunter. Drei Palmen ragten erhaben aus dem pulverigen Boden. Schon trat eine etwas ältere, sehr gepflegte Frau aus dem Haus.
„Bienvenue“, begrüßte sie mich freundlich und bat mich, einzutreten ...
Das war ein kleiner, bunter Ausschnitt aus meinem Buch "Trommeln der Nacht" wenn es dir gefallen hat, kannst du es als e-book bestellen. ISBN: 9783756234172
Ich wünsche dir eine zaubervolle Vorweihnachtszeit.
Von Herzen Monika